Mit der Serie *Fiktive Welten* erschafft Christian Evers Orte jenseits des Vertrauten – Landschaften, die zwischen Traum, Fantasie und filmischer Inszenierung schweben. Sie existieren nicht in unserer Realität und doch wirken sie seltsam vertraut, als wären sie aus den tiefsten Schichten unseres Unterbewusstseins hervorgetreten. Archaisch und zeitlos zugleich, entfalten sie eine Atmosphäre, die sich zwischen dem Irdischen und dem Außerirdischen bewegt. Die Kompositionen sind geprägt von monumentalen Felsformationen und einer eigentümlichen Lichtstimmung, die den Eindruck vermittelt, man befinde sich auf einem fremden Planeten. Die Werke lösen ambivalente Empfindungen aus: Für einige Betrachtende strahlen sie eine meditative Ruhe aus, einen Ort des Friedens und der Reflexion. Für andere wirken sie spannungsgeladen, geheimnisvoll, vielleicht sogar bedrohlich – als stünde man an der Schwelle zu einer unbekannten Welt, unsicher, ob man eintreten oder umkehren soll.
Die Sprache der Felsen – Sinnbild für Zeit und Beständigkeit
Steine und Felsen nehmen in Evers’ Werk eine zentrale Rolle ein. Sie sind nicht bloß Elemente der Landschaft, sondern eigenständige Protagonisten mit individueller Charakteristik. Ihre massive, fast ehrfurchtgebietende Präsenz verkörpert Kraft und Beständigkeit, während ihre zeitlose Existenz einen Hauch von Ewigkeit vermittelt. Doch auch sie sind dem Wandel unterworfen, werden durch Zeit und Naturkräfte geformt, zerfallen und verschwinden irgendwann. Malerisch fängt Evers ihre Wesenheit ein: Durch ein ausgeprägtes Spiel von Licht und Schatten
und den gezielten Einsatz von Perspektive hebt er ihre Körperlichkeit hervor. Die Felsen erscheinen lebendig – fast wie uralte Wesen, die schweigend ihre Geschichten bewahren. Sie sind nicht nur Kulisse, sondern auch Spiegelbilder des menschlichen Daseins: fest verwurzelt und doch der Vergänglichkeit unterworfen.
Erkundung des Unbekannten – Eine innere Reise
Die Werke dieser Serie laden dazu ein, sich auf eine Reise ins Ungewisse zu begeben. Wie ein Astronaut, der unbekanntes Terrain betritt, wird der Betrachtende herausgefordert, sich diesen fremdartigen Landschaften zu nähern. Doch es geht nicht nur um äußere Welten – die Bilder dienen auch als Tore zur eigenen inneren Landschaft. Sie fordern dazu auf, sich der Fremdheit zu stellen, Unsicherheiten zuzulassen und verborgene Emotionen zu erkunden. Die scheinbar bedrohlichen Orte können, wenn man sich ihnen öffnet, in Räume der Erkenntnis und des inneren Friedens verwandelt werden. Es ist eine Reise, die Mut
erfordert – ein Gang ins Unbekannte, der am Ende vielleicht eine tiefere Verbindung mit dem eigenen Selbst ermöglicht.
Planetare Atmosphären – Die Struktur der Serie
*Fiktive Welten* gliedert sich in mehrere Sub-Serien, die sich durch unterschiedliche Farbgebung und Stimmung voneinander abheben. Jede Gruppe von Werken simuliert den Aufenthalt auf einem anderen Planeten – mit seiner eigenen Atmosphäre, Energie und Lichtwelt. Hier und da tauchen surreale Erzählfragmente auf, feine Spuren von Geschichten, die sich nie vollständig entschlüsseln lassen. Dezente Symbolik eröffnet Assoziationsräume, doch Evers verweigert eine eindeutige Deutung. Vielmehr bleibt es dem Betrachtenden überlassen, in diese Welt einzutreten, sich darin zu verlieren oder neue Bedeutungsebenen zu entdecken.